Als Religionslehrerin von Schülerinnen und Schülern lernen
Lena und Jan – sie stehen stellvertretend für bekennende atheistische Schülerinnen und Schüler in meinen Religionskursen.
Meinen eigenen Glauben habe ich durch Lena und Jan sicherlich nicht verloren. Ich glaube selbst nicht an einen bis ins kleinste Detail fest definierten Gott, sondern an einen Gott, der sich auf unterschiedliche Weisen offenbart und im Letzten immer Geheimnis bleibt. Mein Glaube an Jesus baut auf immerhin vier Evangelien auf, die sich auch nicht in allem einig sind. Da frage ich mich natürlich: Welches ist mein ganz persönliches Bild von Jesus? Und in Bezug auf die Kirche wird man wohl kaum bezweifeln können, dass sie in vielen Bereichen dem Auftrag Jesu nicht gerecht wird, sondern sich allenfalls auf dem Weg in Richtung Reich Gottes befindet.
Ich bin mittlerweile tatsächlich froh, dass es Lena und Jan gibt. Die beiden fordern mich heraus. Durch sie hinterfrage und reflektiere ich meine Gottesbilder, meinen Glauben an Jesus Christus und den in der Kirche wirkenden Heiligen Geist. So kann ich nach jeder Religionsstunde bewusster sagen, was ich eigentlich glaube. Lena und Jan – von solchen Schülerinnen und Schülern kann ich als Religionslehrerin lernen.
Wort zum Sonntag, Westfalen Blatt, 29. August 2020
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Christina Brunke
Religionslehrerin an der Marienschule der Ursulinen, Bielefeld