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Wort zum Sonntag

In regelmäßigen Abständen schreiben ehrenamtlich und hauptberuflich Mitarbeitende aus dem Dekanat für die Presse in Bielefeld und Lippe ein "Wort zum Sonntag". Den aktuellen und zuletzt erschienenen Beitrag finden Sie hier.

... in Bielefeld

Werden wie der liebe Gott…

„Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See, meine Frau, die Ilsebill, will nicht so, wie ich es will“.

Kennen Sie diese Verse aus dem „Märchen vom Fischer und seiner Frau“?
Ein Fischer lässt einen Butt von der Angel, der ihm versichert, er sei ein verwunschener Prinz. Als seine Frau dies hört, schickt sie ihren Mann hinaus, der Butt solle ihnen doch zum Dank einen Wunsch erfüllen: ein neues Haus anstatt ihrer alten Hütte. Der Fischer ruft ihn „Buttje, Buttje in der See“, der den Wunsch sogleich erfüllt. Doch seine unzufriedene Frau schickt ihn mit immer neuen Wünschen los: im Schloss zu wohnen, im Palast, Kaiser zu werden und Papst – der Butt gewährt ihr alles. Mit jedem Wunsch graut dem Fischer mehr vor dem Gang hinaus. Zum xten Mal fragt der Butt „Na, was will sie denn?“
„Ach“, sagt der Fischer, „sie will werden wie der liebe Gott.“. „Geh nur hin, sie ist es schon“, hatte der Butt alle Male zuvor geantwortet.
Doch diesmal: „Geh nur hin, sie sitzt schon wieder in der Fischerhütte.“

Das Märchen von Habgier und Größenwahn erinnert an den „Turmbau zu Babel“ – als alttestamentlicher Vorgeschichte zu Pfingsten: Die Menschen planen einen Turm, der in den Himmel ragt – in Gottes Gefilde, um sich einen Namen zu machen.
Das Vorhaben endet jäh mit der „Sprachverwirrung“ (Babel = Wirrsal), denn der Geist des Größenwahns, sein zu wollen wie Gott, führt unweigerlich zum „Nicht-Verstehen“.

Kommen Ihnen auch sofort „Fischersfrauen und Turmbauer“ unserer Zeit und Welt in den Sinn, die über alle Grenzen hinweg entschlossen die Absicht zu hegen scheinen, gott-ähnlich all-mächtig zu werden?
Die Pfingsterfahrung der Apostel steht dem als hoffnungsvolles Zeugnis gegenüber: „Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt“. Trotz verschiedener Sprachen hört sie jeder in seiner Sprache reden – wohl nicht mit denselben Buchstaben, aber verstehend im Miteinander.

Erflehen wir in diesen Tagen, dass der pfingstliche Geist die Herzen der im Weltgeschehen Einflussreichen wie aller Menschen ergreife und sie aus der Ver(w)irrung zum Verstehen und zum Frieden führen möge.

Mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, möchte ich die Hoffnung teilen, dass wir durch den Heiligen Geist des Verstehens wirksam und dadurch dem lieben Gott tatsächlich ähnlicher werden.

Autorin: Eva-Maria Nolte

... in Lippe

Was ist eigentlich unsere Stärke?

Wer erfolgreich sein will, muss sich diese Frage stellen. – Im Kontrast dazu fragen sich gegenwärtig viele in den Kirchen und Gemeinden: Wie schrumpfen wir so, dass wir möglichst viel einsparen und bewahren?

Doch als Christ und Klinikseelsorger habe ich bei der Wahl von Leo XIV. ganz überrascht etwas anderes wahrgenommen – nicht sogleich. Als ich hörte, der neue Papst sei ein US-Amerikaner, ging mir durch den Kopf: „Oje! Jetzt wird die Kirche auch noch durch JD Vance und S. Bennon gekapert!“ – Jedoch ist es ganz anders. Leo XIV. will eine Stimme für Gerechtigkeit, Pressefreiheit und Frieden sein. Das hat er bereits vor seiner offiziellen Einführung deutlich gemacht. In den letzten Monaten und Jahren, in denen wir schon kaum noch Nachrichten hören oder sehen wollen – aus Sorge vor neuen Kriegen und Katastrophen –, ist das bemerkenswert! Natürlich ist das Programm von Papst Leo ambitioniert und will erst noch in die Tat umgesetzt werden.

Dennoch ist da einer, der ist mutig und handelt in diesen Tagen aus einem anderen Kompass als Geld und Macht. Und das ist kein Zufall, sondern der Kern der christlichen Botschaft. Für Jesus ist jede und jeder ohne Ausnahme Kind Gottes – nicht mehr und nicht weniger. Das macht keinen Menschen klein – egal ob krank, arm oder alt – und niemand ist in seiner Würde größer!

Diese Botschaft Jesu ist unsere Stärke – als Kirchen! Leben und handeln wir daraus und behalten wir im Blick, was unsere Welt Not-wendig braucht!

Autor: Johannes Brüseke