Im Märzen der Bauer…
„Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt.
Er pflanzt und er schneidet die Bäume im Land.
Er ackert, er egget, er pflüget und sät
und regt seine Hände gar früh und noch spät.
(…)
Und ist dann der Frühling und Sommer vorbei,
dann füllt sich die Scheune im Herbst wieder neu…“
Wahrscheinlich singen Sie’s innerlich mit, das bekannte Volkslied, das seit dem 19. Jahrhundert bei der Landbevölkerung von Mähren (im heutigen Tschechien) beliebt war und später weite Verbreitung gefunden hat. Auch wenn schon damals das Arbeiten auf dem Land gewiss nicht immer so romantisch war, wie es besungen wurde, scheint’s, dass der Bauernhof bis heute noch Inbegriff der ursprünglichen und „heilen Welt“ ist. (Zusammen mit meiner Freundin habe ich als Kind Zukunftspläne geschmiedet: „Wenn wir groß sind, haben wir zusammen einen eigenen Bauernhof!“)
Bis der Landwirt im Herbst seine Scheunen und Speicher füllen kann, muss er nicht nur schwer arbeiten, sondern auch immer mehr bangen, dass nicht ein einziger Sturm oder Hagelschlag seine Ernte zunichte macht. Nichts Neues: Auch durch die spürbaren Klimaveränderungen, welche zerstörende Unwetter an Häufigkeit und Ausmaß zunehmen lassen, wird Landwirtschaft zum Existenz-Kampf; eine Ernte-Garantie gibt es nicht.
In den Texten der Bibel, die uns am Sonntag in den katholischen Gottesdiensten begegnen, zeigt sich Gott als der, der sich um die Menschen sorgt: In der Exodus-Lesung heißt er Mose mit dem Stab an den Felsen zu schlagen, aus dem sogleich eine Quelle hervorsprudelt, so dass das Volk seinen Durst löschen kann. Im Evangelium werden wir Zeuginnen und Zeugen eines Brunnen-Gesprächs Jesu mit einer Frau aus Samarien, der er lebendiges Wasser verheißt, das den Durst für immer stillt, das zur Quelle im Menschen wird – und Jesus spricht zudem vom Säen und vom Ernten dessen, wofür man sich nicht abgemüht hat. Typisch für das Johannes-Evangelium klingt dies für unsere Ohren etwas abgehoben und nicht gleich verständlich. Gemeint scheint mir weder eine Vertröstung aufs Jenseits (wenn schon nicht hier, dann wenigstens im Himmel…), noch die Entbindung von der Verantwortung, sorgsam und sparsam mit den Ressourcen der Welt umzugehen. Vielmehr höre ich darin sowohl, dass wir allein „es“ nicht in der Hand haben, als auch Zusage und Trost, das Leben nicht nur aus eigenen Kräften “wuppen“ zu müssen, weil Gott schenkt, wo unser Ackern nicht ausreicht – sei es auf den Feldern der Landwirtschaft oder denjenigen, die wir in unserem (alltäglichen) Leben zu bewirtschaften haben.
Die Zuversicht und Hoffnung, dass alles irgendwie gut wird – zumindest aber von Jesus, der lebendiges Wasser verspricht, und Gott, dem Schöpfer, getragen ist – die wünsche ich Ihnen.
Ihre Eva-Maria Nolte