Ein Teil geben – Anteil geben…
Kein schöner Anblick: Vor jedem Altkleider-Container liegen schäbige Haufen von Klamotten, die kein Mensch jemals mehr tragen will… hingeworfen, losgeworden!
Wer Kleiderspenden sammelt, bittet um nur wirklich noch tragbare Kleidung; „Lumpen“ gehören weder in die Kleidersammlung noch in den Hausmüll und sollen recycelt werden.
Bei uns hingegen landet jährlich eine Million Tonnen Altkleider im Müll – ohne Verwertung – selbst ungetragene Retouren aus dem Versandhandel.
Gleichzeitig wird zum Herstellen eines T-Shirts mehr Wasser verbraucht, als ein Mensch in 2 Jahren trinkt.
Was ist Kleidung angesichts all dessen überhaupt wert?
Ich denke an den halben Mantel, mit dem Sankt Martin vor 1700 Jahren einem frierenden Mann am Straßenrand das Leben gerettet haben soll. Vor dem Kältetod bewahrt hat ihn nicht nur, einen Teil zu haben vom Mantel des römischen Soldaten, sondern wieder teilzuhaben am Leben.
„Weil ihr uns helft und an uns denkt, können wir weiter leben“, äußern Menschen in einem ukrainischen Dorf, als Pakete mit warmer Kleidung, die wir hier haben sammeln können, sie erreichen. Im vergangenen Winter war es dort nach Wochen ohne Strom bitterkalt: in den Häusern bis zu 10 Grad unter dem Gefrierpunkt. Die Menschen frieren, erkranken an Bronchitis und Lungenentzündung. Beim Anprobieren der Pullover und Jacken sieht man trotz aller Not ein kurzes Strahlen in ihren Gesichtern – in der Hoffnung, auch diesen Winter zu überstehen und dass einmal alles wieder gut werden würde.
Das zu hören, aber vor allem das Vertrauen dieser Menschen, denen nicht allein die Kleidung Mut macht, die nächsten Monate in Krieg und Kälte zu ertragen, sondern auch die Gewissheit, dass Menschen an sie denken – die hat mich bewegt.
Sankt Martin möge uns mit seinem Beispiel durch die kalte Jahreszeit führen und uns zum Teilhaben-Lassen ermutigen.
Übrigens ist er in diesen Wochen in guter Gesellschaft mit der heiligen Elisabeth von Thüringen, derer wir nächste Woche gedenken, und auch Bischof Nikolaus am 6. Dezember.
Lasst uns deren Zeugnis der Barmherzigkeit in unseren Bräuchen am Leben halten, weil es Menschen am Leben hält.
Autorin: Eva-Maria Nolte